HSE-Preis für junge Kranichsteiner Konflikt-Befrieder

Fußballweltmeisterin lobt: Gelungene praktische Integration

Andreas Krauß hat es sich vor über 12 Jahren ausgedacht: Wie ist es hinzukriegen, dass der Dampf aus Konflikten im Stadtteil Kranichstein rausgenommen wird? Zum Beispiel aus Konflikten mit Bewohnern, weil sich nachts Jugendcliquen an einem bestimmten Platz treffen und die Anwohner durch den Lärm in ihrem Schlaf gestört werden. Die Idee von Andreas Krauß: Junge Erwachsene, damals um die 18 Jahre, die selbst in Kranichstein aufgewachsen sind und sich auskennen, weil sie selbst solchen herumziehenden Gruppen entstammen, sollen sich um solche Probleme und Konflikte kümmern. Sie wurden zu „wichtigen Leuten“, VIPs (very important persons), die einen „guten Draht“ zu ähnlichen jungen Leuten (Peergroup) haben. Das V.I.Peers-Projekt war geboren. Seit über 12 Jahren engagiert sich eine Gruppe von jungen Erwachsenen und bemüht sich um eine Konfliktminimierung im Stadtteil. Andreas Krauß, seit vielen Jahren evangelischer pädagogischer Mitarbeiter im Ökumenischen Kinder- und Jugendhaus des Gemeindezentrums und seinerzeit auch Vorsitzender des Netzwerkes ROPE, dem offiziellen Träger des Projektes, ist über all die Jahre der Koordinator des Projektes und hat es weiter entwickelt. Diese Arbeit fand jetzt die Anerkennung der HSE-Stiftung und wurde mit dem Charlotte-Heidenreich-von-Siebold-Preis ausgezeichnet. Mit diesem Preis würdigt die HSE-Stiftung Menschen und Initiativen für ihr herausragendes bürgerliches Engagement in Darmstadt. „Der Preisträger soll ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden und eine Anerkennung für seinen vorbildlichen Einsatz bekommen“, hieß es bei der Preisverleihung im Darmstadtium. Außer Anerkennung und Lob erhält das V.I.Peers-Projekt 10.000 €.

Nia Künzer, Frauen-Fußballweltmeisterin von 2003, würdigte als Laudatorin das Projekt. „Jugendliche, die durch Alter, Erfahrung und entwicklungsbedingt aus den entsprechenden Jugendszenen herausgewachsen sind, fungieren als Bindeglieder zwischen ‚schwierigen’ Jugendlichen und Nachbarschaft. Die älteren, erfahrenen Jugendlichen, die VIPeers, verfügen über exzellente Kontakte in die jeweiligen Szenen. In der täglichen Arbeit auf der Straße werden die Jugendlichen nicht einfach ‚vertrieben’, sondern ihre Ideen für Angebote und Freizeitorientierung ernst genommen und in entsprechende Vereinbarungen auf Gegenseitigkeit gekleidet.“ Dieses Engagement sei auch ein ganz praktischer Beitrag für gelungene Integration in Kranichstein, lobte Künzer.

Andreas Krauß weiß auch schon, was mit dem Preisgeld geschehen soll. „Wir verwenden das Geld zur Weiterentwicklung des Projekts, etwa für ein Erlebniscamp zur Nachwuchsförderung in Lindenfels im Frühsommer,“ sagte er in seiner Dankesrede. Außerdem sollten andere Stadtteile und Orte von den Erfahrungen des gelungenen Kranichsteiner Projektes profitieren.

Ein Film zur Preisverleihung zeigte: Das Ökumenische Kinder- und Jugendhaus ist das Zuhause und der Treffpunkt der VIPeers. Das soll auch so bleiben, versicherte Krauß. Nach 12 Jahren sind aus den einstmaligen älteren Jugendlichen stattliche Erwachsene geworden, der ein oder andere schon mit Familie. Doch ihre Nachfolger, die VIPkids, werden im Ökumenischen Kinder- und Jugendhaus schon fit gemacht. Übrigens: Charlotte Heidenreich von Siebold, die Namensgeberin des Preises, war die erste Frauenärztin in Deutschland und setzte sich darüber hinaus sehr engagiert gegen Armut ein. An sie erinnert die Heidenreichstraße in Darmstadt.

Die Kranichsteiner VIPeers mit Andreas Krauß in der Mitte freuen sich über Preis und Würdigung ihres Engagement für ein friedliches Miteinander im Stadtteil.
Die Kranichsteiner VIPeers mit Andreas Krauß in der Mitte freuen sich über Preis und Würdigung ihres Engagement für ein friedliches Miteinander im Stadtteil.